Durch Bilder Bewusstsein schaffen
Der Pinsel als Waffe“ hat sie einmal provokant ein Selbstporträt betitelt. Die setzt Annamalt ebenso engagiert wie
eindrucksvoll ein.
Um Missverständnisse zu vermeiden: Die Malerin aus
Föhren ist weder militant, noch auf Eroberungs-oder Kreuzzügen.
Ihre auf Frieden ausgerichtete Kunst ist gleichwohl politisch. Über ihre
Bilder will Annamalt gesellschaftliche Reflexions- und Denkprozesse
in Gang setzen. „Ich beobachte kritisch das Gegenwartsgeschehen“,
erklärt die Künstlerin, „und will für Missstände Bewusstsein erzeugen.
Annamalts Gemälde sind in der Regel großformatig, bisweilen sind
Gerüste nötig, um die Fläche der Leinwand zu bewältigen. In den
farbstarken, expressiven Szenarien werden die Verwerfungen der
modernen globalen Gesellschaft zu Tragödien aus Geste, Farbe und
Form. Aufwühlend sind die Bilder der Künstlerin. Das gilt
gleichermaßen für den Umgang mit der Farbe, wie für die
Bildaussagen. Unverkennbar ist die Dringlichkeit, mit der sie gemalt
sind.
Wenn Annamalt arbeitet, ist viel Emotionalität im Spiel: „Ich
muss die Geschichte zu meiner eigenen machen“. Zum Malen ziehe sie
sich quasi aus der Welt zurück, erzählt die Künstlerin, die inzwischen
eine internationale Ausstellungsbiografie vorzuweisen hat. Als Folge
des Lockdowns und der Verunsicherung durch die Pandemie sei ihr
die gewohnte Konzentration allerdings zeitweise schwergefallen. Bis
ein Arbeitsstipendium des Landes Rheinland-Pfalz aus dem Förderprogramm „Im Fokus – 6 Punkte
für die Kultur“ ihr die alte Intensität zurückgegeben habe. Angesichts der Flüchtlingsströme und
ihrer Tragödien ist die Flucht eines der großen Themen der Trägerin des rheinland-pfälzischen
Friedenspreises. Dazu gehören auch die Gründe, warum Menschen ihre Heimatländer verlassen.
Kriege, schlechte Arbeitsbedingungen und Ausbeutung sowie die Dekadenz der westlichen
Konsum- und Selbstoptimierungsgesellschaft registriert die Künstlerin mit Sorge und thematisiert
sie.
Agonie und Schiffbruch der Werte – so auch der Titel eines Gemäldes von 2020 – seien die
Folgen. „Wir lassen die Menschen im Stich“, sagt Annamalt. Einen Dialog mit dem Betrachter sollen
ihre Gemälde in Gang setzen, ihn zu eigenen Gedanken und Überlegungen anregen. Weshalb sie
sich jedes Mal freut, wenn ihre Bilder Diskussionen auslösen. Eines der schönsten Komplimente ist
dann, wenn jemand sagt: „Ich habe lange über das Bild nachgedacht“.
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